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Drangsal: Ein Gespräch über Rebellion, PR Stunts und seine Wahlheimat Berlin

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Stylemag_Interview Drangsal_II

Ich wurde erzogen mit Charakteren wie Morrissey, Leute die ihren Mund immer ein Stück zu weit aufreißen. In solchen Leuten habe ich mich irgendwie wiedererkannt.

 

Sein bürgerlicher Name ist Max Gruber, unter seinem Künstlernamen Drangsal, benannt nach einem Bestattungsinstitut aus der Nähe seines Heimatdorfs Herxheim, ziert er derzeit mit den Imagekampagnen um sein neues Album halb Berlin. Nach einem kurzen Versuch in Mannheim zu studieren, zieht der gerade mal 22-jährige Shootingstar schließlich in die Hauptstadt und macht von da an vieles sehr richtig: Der Achtziger-Jahre-Charme seines Debütalbums “Harrieschaim” könnte das neue große Ding sein. Um aus der Reihe zu tanzen und anzuecken, ist ihm vieles Recht. Eigentlich sogar alles! Zeit sich anzupassen, bleibt ihm ja auch wirklich noch genug. Anstatt zu schockieren, verwirrt er lieber. Mit Dransal typischen Aktionen wie seinem Video zur aktuellen Single “Allan Align”, für das er kurzerhand Jenny Elvers in der Hauptrolle castet. Auch sonst setzt er viel daran, sein trotziges Rebellen-Image aufrecht zu erhalten, ohne dafür Hotelzimmer kurz und klein schlagen zu müssen. Stylemag Autorin Stephie traf den Musiker zum Interview und hat ihm auf den Zahn gefühlt.

Stylemag: Du wohnst in Berlin?
Max: Ja, in Schöneberg. Das ist wunderbar, weil da so gar nichts ist außer ein paar alt eingesessene Cafés. Schöneberg ist schön ruhig (lacht). Das ist mir wichtig, ich könnte wirklich nicht am Kotti wohnen.

Du kommst aus Herxheim, hast kurz in Mannheim studiert, zwischendrin ein Jahr in Leipzig gelebt. Warum hast Du Dich am Ende für Berlin entschieden?
Ich habe damals in Mannheim angefangen Amerikanistik zu studieren, aber nach drei oder vier Wochen abgebrochen. Dann habe ich als Praktikant netterweise bei Domino Records einen Platz gefunden — ein unvermittelbarer 18-jähriger Weirdo (lacht). Als das Praktikum vorbei war, wollte ich eigentlich an die Popakademie, aber nachdem mir viele davon abgeraten haben, habe ich mich dagegen entschieden. Ich habe dann noch etwas vor mich hin gedümpelt, in Leipzig Zeit tot geschlagen und mich dann auf die Musik konzentriert. Berlin bietet da einfach mehr Potenzial. Und irgendwann rief dann wirklich Markus Ganter an und hat gefragt, ob wir nicht mein Album aufnehmen wollen.

Das heißt, er hat die Initiative übernommen? Hattest Du für Dich selber auch den Plan das irgendwann mal hauptberuflich zu machen?
Ich wusste immer, dass ich das machen will, auf welchem Level auch immer. Ich glaube aber, dass ich noch nicht bereit dazu war. Jemand wie Markus, der mehr Erfahrung hat, wusste, wann der richtige Zeitpunkt ist. Wir haben vorher schonmal Songs aufgenommen und ich war so: Geil, lass uns das jetzt rausbringen! Aber Markus hat mich gebremst und nochmal zwei Jahre gewartet. Ich wurde immer genau richtig zurück gehalten.

Die Songs auf dem jetzigen Album sind also alle schon älter?
Ziemlich alt, ja. Die erste Aufnahme-Sessions mit Markus war glaube ich 2013. Da haben wir vier Songs aufgenommen, von denen jetzt drei immer noch auf dem Album sind. Auch die anderen sind mindestens zwei Jahre alt. Blöd ist nur, dass man dann irgendwann ein bißchen den Bezug zu den Songs verliert. Man findet ja immer das am Besten, was man als letztes gemacht hat.

Im Video zu “Allan Align” spielen Jenny Elvers und Du die einzigen Hauptrollen. Eine gewagte Protagonistin, wie kam das zustande?
Warte mal ab, die anderen Videos werden noch schlimmer (lacht)! Ich bin großer Fan von Ulrich Seidl, dem österreichischen Regisseur. Ich mochte es immer schon zu schockieren. Als kleines Kind war ich voll der Marylin Manson Fanatiker, alles was irgendwie ekelhaft und strange war, war mein Ding. Irgendwann habe ich versucht, einen Weg zu finden subtiler zu schockieren. Nicht Arm ab und Blut drüber, sondern durch Zwischenmenschlichkeit. Und ich glaube, dass der Kuss mit Jenny Elvers ein merkwürdiges Gefühl hervorruft.

Weil sie so viel älter ist, eine bewegte Vergangenheit hat und eher ein fallender Stern am Promi-Himmel?
Schon irgendwie, ja. Wir wollten jemanden nehmen, den wir verkünsteln können. Das wurde ja witzigerweise schonmal mit ihr gemacht, als sie die Lady Di gespielt hat unter der Regie von – äh, nicht Fassbinder – Mist, fällt mir nicht ein. Aber irgendsoein ein toter Regisseur. (Anmerkung der Redaktion: Christoph Schlingensief ) Es wäre so einfach gewesen, irgendein hübsches Mädchen aus Berlin zu nehmen. Aber Jenny Elvers ist so schön abstrus, allein deshalb musste ich es machen. Niemand hätte gedacht, dass wir damit durchkommen.

War das auch ein bißchen der Plan, es den anderen zu beweisen, dass der Song so gut ist, dass der Rest keine Rolle spielt?
Ja und nein! Die Leute sehen immer nur einen PR Gag dahinter, vergessen aber, dass man auch mit viel Abneigung und Hass konfrontiert wird, wenn man so etwas macht. Die Kritiken waren nicht durchgängig gut, aber genau das wollte ich. Der Song ist gut und ich wollte mit dem Video polarisieren.

Das klingt nach einem trotzigen kleinen Jungen, der seinen Kopf durchsetzen muss – no matter what…
Ohja, mir haben viele Leute davon abgeraten, aber dann erst Recht. Gerade, weil ich immer noch ein kleines trotzköpfiges Kind bin. Max Wiedenhofer, der Regisseur und ich wussten zum Beispiel nicht, dass sie unmittelbar danach ins Dschungelcamp gehen wird. Das wirkt halt wie der ausgetüfteltste PR Stunt überhaupt, ich wünschte ich könnte mir das alles auf die Kappe schreiben und hätte das so geplant, aber so war’s leider nicht.

Stylemag_Interview Drangsal III

Das Phänomen polarisieren und anecken zu wollen, zieht sich ja sehr stringent durch Dein Leben. Woher kommt das?
Ich hab keine Ahnung. Ich hab mir immer gewünscht, nie irgendwo reinzupassen. Ich glaube es ist zu einfach irgendwo reinzupassen. Natürlich schießt man sich selbst damit so ein bißchen ins Aus. Ich habe mich immer für seltsame Sachen interessiert. Immer da, wo andere aufhören, was zu sagen, wollte ich anfangen zu schreien. Wenn ich mich öfter in meinem Leben zurückgehalten hätte, wäre ich heute wahrscheinlich ganz woanders, hätte vielleicht einen besser bezahlten Job (lacht). Aber darauf hatte ich keinen Bock. Ich muss immer rauslassen, was mich stört.

Meine Rebellion ging gegen die Mitschüler, gegen die Lehrer, gegen alles, was irgendwie autoritär war.

 

Zeigt sich das auch manchmal in der Zusammenarbeit mit Dir?
Klar. Mein Label kriegt regelmäßig auf den Deckel, wenn mir etwas nicht passt! Ich sehe mit 22 Jahren noch keinen Grund dafür, da zurück zustecken. Außerdem bin ich viel zu emotional und nervös, als dass ich damit aufhören könnte. Und es macht ja Spaß, andere ein bißchen vor den Kopf zu stoßen.

Ist das nicht auch einfach eine Form von Entertainment?
Auf jeden Fall. Für mich und für die anderen. Mich langweilt schnell so vieles, und natürlich überfordere ich manche Leute auch damit. Ich setz manchmal auch zu sehr voraus, dass sich Menschen mit den selben Sachen sozialisiert haben, wie ich. Und so ist es halt einfach nicht.

Womit wurdest Du sozialisiert…?
Ach mit vielem. Aber ich hab mir eben immer eher Kitchen Record Bands aus den 80er Jahren reingezogen als irgendwelchen Mainstream.

Dafür sprechen auch Deine Tattoos, von denen Du ja jede Menge hast hast sehr viele Tattoos. Hat jedes einzelne davon auch eine Geschichte?
Ich rede ja nicht so gerne über meine Tattoos, weil ich ungern darauf reduziert werde.

Dann nur so viel: Du hast offenbar sehr früh damit angefangen. Auch um anzuecken?
Eher nicht, das war irgendwie schon immer mein Ding bei uns zu Hause ziemlich unkompliziert. Ich komme aus einer sehr tattoowierten Familie, meine Mutter hat Tattoos, mein Vater, meine Schwester. Was das angeht sind wir eher ziemlich Mainstream (lacht)!

Vielen Dank Max, für Deine Zeit und Deine ehrlichen Worte!

Das aktuelle Video zu “Allan Align” seht ihr hier.

Alle Fotos stammen von Drangsals Instagram Account und wurden zur Nutzung freigegeben.


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